Ich fühle mich wie 18 und wir freuen uns auf die Eltern

Irgendwie seltsam fühlte sich das an. Am Strassenrand irgendwo in Cambridge auf den Prüfer zu warten, lustige Handzeichen zu demonstrieren und dann durch das Quartier zu düsen – um am Ende dann den Stempel „passed“ auf den Lernfahrausweis zu bekommen! Vielleicht nicht ganz so nervös wie vor 14 Jahren war es doch eine Herausforderung, die Führerprüfung nochmals zu machen. Denn im Gegensatz zum deutschen wird der schweizer Ausweis hier nicht anerkannt – das heisst also zurück zu Feld eins! So einfach wie so gerne verbreitet war es dann aber doch nicht: rückwärts-seitwärts parkieren, rückwärts fahren und eine Dreipunkte-Wende vorführen! Lustigerweise wäre ich aber fast durch die Theorieprüfung gerasselt weil ich mir einfach nicht merken konnte, ob die Strafe für das zweite „Drag-Racing“ für Junior Drivers nun 1000 oder 1500 Dollar beträgt. Geklappt hat es trotzdem, und ich kann mich endlich mit meinem Fahrausweis im Alk-Laden ausweisen.

Damit können wir einen grossen Brocken von der ToDo-Liste streichen. Einfacher wird das Auswanderer-Leben dadurch aber nur bedingt, denn es geht weiter: Unser Landlord entschloss sich leider dazu, unser Apartment zu verkaufen. Nach nur 8 Monaten heisst es also: Sachen packen, umziehen. Nach enervierenden zweieinhalb Monaten wurden wir dann auch fündig. Nicht mehr so edel, nicht mehr so neu, aber nur 3 Blocks von hier entfernt. Und wenn sich die adoptierte Katze auch wohl fühlt, schmeissen wir den Umzug routiniert (wir sind es uns langsam gewohnt).

Stabil ist immerhin die Arbeit: Viel los, noch mehr Sitzungen, mehr oder weniger spannende Projekte und immer wieder das Gefühl, als Ausländer doch Teil des Ami-Teams zu sein. Und mit nur 250 Dollar pro Monat sind wir sogar beide krankenversichert – Romneycare sei dank, er hat das nämlich in Massachusetts noch vor Obama etabliert. Bleibt zu hoffen, dass der Druck bald etwas nachlässt und wir Zeit haben für den nächsten Besuch – Eltern treffen ein!! Das ist an sich nichts Spezielles – nach knapp 9 Monaten aber eben doch; und sicher etwas aufregender, als die Eltern mit 18 täglich zuhause anzutreffen.

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