Weihnachten in Amerika – so haben wir uns das aber nicht vorgestellt. Alle schwärmten davon, von eisig kalten und sternklaren Nächten, meterhohen Schneewehen, farbigen Lichtinstallationen, kitschiger Musik an allen Ecken und Enden und duftenden Gingerbread-Cookies im Starbucks. Nichts dergleichen – Alltag herrschte, und zwar richtig! Von Schnee weit und breit nichts zu sehen. Na gut, einmal hatten wir mit einem WINZIGEN (gross geschrieben) Schneesturm zu kämpfen. Und wenn jemand Weihnachtsbeleuchtung installierte, dann so richtig und in allen Farben. Aber sonst? Alle Läden geöffnet, von Weihnachtsstimmung nicht viel zu spüren, das Wetter frühlingshaft mild – und natürlich Amis in kurzen Hosen (wobei das nicht unbedingt etwas mit dem Wetter zu tun hat, kurze Hosen tragen sie auch heute, bei -7 Grad Fahrenheit).
Festlich ging es also nicht sonderlich zu und her, und vielleicht war das auch gut so. Schwergefallen ist es uns nicht, hier zu sein. Wir hatten tollen Besuch (teilweise aus Amerika, teilweise aus der Schweiz), haben viel unternommen. Boston ist übrigens wirklich toll und gemütlich an Silvester. Und wir haben eine kurze Pause genossen: Die Büros machten teilweise dicht oder erlaubten „homework“.
An die Familie: Euch haben wir natürlich vermisst! Aber wir wussten uns abzulenken: Wir genossen Feuerwerke (und ja, das in Zürich ist krasser), machten Ausflüge ans Meer, besuchten Museen, sind fast Schlittschuh gelaufen und haben uns das schönste Abendessen überhaupt gegönnt: Im Prudential Tower, der mindestens doppelt so hoch ist wie der „PrimeTower“, und von wo man einen Rundblick über die ganze Stadt geniesst. Amazing!
Mehr oder weniger motiviert ging es auch beim leidigen Thema Jobsuche weiter. Unsere Resumes und Cover Letter sind nun fast schon perfekt, in schönstem Layout, tadellos. Da ist es immer besonders erfreulich, wenn die hässlichsten Internetseiten toller Organisationen verlangen, den Text per copy/paste in gruselige Formulare einzusetzen. Ein Witz, hoch zwei! Das dauert nämlich mindestens dreimal so lange wie eine normale Bewerbung per PDF und sieht nicht schön aus (denn formatieren kann man es natürlich nicht in diesen Formularen). In unseren von Nebenjobs zu Haupteinkommen mutierten Beschäftigungen sind wir zwar beide sehr erfolgreich. Doch glücklich noch nicht.
Viel aufregender ist dafür unser Engagement für den neuen alten Präsidenten: Wir gönnten uns einen Trip nach Washington DC (ja, man fliegt natürlich) und waren an vorderster Front bei der Inauguration dabei. Um 3.30 Uhr hiess es aufstehen und runter zur Mall laufen, registrieren, rote „Freiwilligenmütze“ anziehen, Frühstück fassen, das eigene Team im richtigen Sektor finden, dem Obama live zuhören und nicht merken, dass Beyoncé nicht live gesungen hat. Und für jemanden von uns ging der grösste Traum überhaupt in Erfüllung: Dem National Prayer Service in der Washingtoner Kathedrale (100% gothisch – und 100% fake) beizuwohnen, mit 2500 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Na wenn wir da mal nicht gut reinpassen 🙂