Irgendwie hatte ich geahnt, dass meine letzten Tage in Boston – nach dem Abstecher in die White Mountains – nicht wirklich angenehm werden würden. So ist das nun mal mit selbsterfüllenden Prophezeiungen: Nach 4-stündiger Rückfahrt aus den Bergen standen ganze drei Wohnungsbesichtigungen an. Die erste ging gründlich in die Hose: Der Makler war viel zu spät, total „verhängt“ (naja, es war zwar „cashual Friday“, aber das war definitiv zu viel des Guten) und der jetzige Mieter stellte sich tot – einen Schlüssel hatte er natürlich auch nicht hinterlassen.
Trotzdem endete der Tag unerwartet: Nach der Wohnung 1 (siehe oben) ging es zur Wohnung 2 (ganz nett, aber 35 Minuten zu Fuss von der Metro), wieder zurück zur Wohnung 1 (der Mieter tauchte dann doch noch auf) und schlussendlich zur Wohnung 3 (ganz neu, aber die Nachbarhäuser derart nah, dass man sich überall beobachtet fühlen musste). Ich entschloss kurzerhand, mich für Nummer 1 zu bewerben: gleich bei Cambridge, sonnig, hell, ein Gästezimmer mit separatem Badezimmer (für Besuch aus Europa) und ein Parkplatz. Tun musste ich dafür alles, schliesslich bin ich Ausländer: 3 Kontoauszüge, 1 Lohnausweis, 4 Referenzschreiben, 2 Telefonnummern und ein Foto von mir und meiner Frau verhalfen uns aber zum Durchbruch. Ab dem 1. September haben wir ein neues Zuhause!
Die Aufregung legte sich am letzten Tag in Boston und ich genoss einen sonnigen Tag in der Stadt mit Ben & Jerry’s, kühlem Cola, schattigen Spaziergängen und leckerem Abendessen. Einen letzten Höhepunkt bildete dann der folgende Vormittag, wo ich den Wohnungsvertrag mit dem Makler zu unterzeichnen hatte, in 5 Stunden nach NewYork fuhr, im Feierabendstau stecken blieb, doch noch rechtzeitig 9000 Dollar (!!!) für Kaution plus mehrmonatiger Vorauszahlung bei der Wells Fargo vom Konto abzügeln musste und schliesslich halbtot im Bett einschlief. Zur Klärung: Wells Fargo betreibt keine Filialen in Boston, der Vermieter traute uns Ausländern nicht recht, und für eine simple Überweisung besucht man für ca. 15 Minuten eine Bankfiliale und bezahlt 35 Dollar Gebühren.
Mit der Swiss ging es dann von Newark (ein echt toller Flughafen übrigens, nie mehr JFK) nach Zürich. Und hier bin ich nun. Alles fühlt sich an wie immer, die Zeit stand still, es ist heisser als in den USA und ich wache jeweils um 4 Uhr in der Frühe auf. Entspannend wird es nicht wirklich – sobald ich mich wieder eingelebt habe, geht es Ende August zurück in die neue Heimat. Dann aber richtig.