Die USA scheinen das Land der unbegrenzten Stürme zu sein: Den Willkommens-Sturm gab’s zur Begrüssung gleich vier Tage nach der Einwanderung in Miami. Weiter ging’s mit Sandy, die unser Holzhäuschen arg durchgeschüttelt und mindestens die Hälfte aller Stromanschlüsse in Somerville ausser Gefecht gesetzt hat. Und vor zwei Wochen haben wir Wintersturm Nemo mit Bergen von Schnee überstanden. Aber seither ist keine Ruhe eingekehrt: Jede Woche wird pünktlich zum Wochenende ein neuer Schneesturm angekündigt!
Was dramatisch klingt und in den Medien nicht weniger krass dargestellt wird, ist eindrücklich: Da wird der Grossraum Boston mit fast so vielen Einwohnern wie die gesamte Schweiz innert weniger Stunden komplett lahmgelegt. Und auch einen Tage später geht noch nichts: Autos sind unauffindbar unter dem Schnee, Strassen gesperrt, üblicherweise durchgehend geöffnete Läden geschlossen und unsere Haustüre zugeschneit. Natürlich sind wir uns als harte Schweizer viel Schnee gewohnt. Aber so viel Schnee in so kurzer Zeit – notabene in einer Stadt am Meer – das ist schon ungewöhnlich!
Auf und ab – innerhalb von nur einer Woche wechselnde Perspektiven, von schwarz zu weiss. Das passt wunderbar zu unserer Job-Situation! Nachdem es circa eine Woche lang so ausgesehen hatte, als ob wir demnächst nach D.C. umziehen würden, sind wir momentan wieder ganz zuversichtlich, dass wir Boston nicht so bald verlassen müssen. Ausser vielleicht für ein 8-wöchiges Training in Texas?
Nach einer weiteren Absage fanden in den letzten zwei Wochen schon wieder spannende Vorstellungsgespräche statt, darunter 3 Telefoninterviews und sogar ein Videointerview. Das ist auch nötig, weil ich bald arbeitslos sein werde: Ich habe gekündigt! Kündigungsfrist: 2 Wochen, netterweise habe ich ihnen drei gewährt. Grund ist der kürzlich eingestellte Chef: Er ist eine unangenehme Person und ein Micro-Manager wie aus dem Bilderbuch! Wir dürfen zweimal am Tag rapportieren, woran wir arbeiten und für externe Einsätze wird uns per Mail mitgeteilt, wie viele Meilen der Kunde entfernt ist und wie lange die Fahrzeit zu dauern habe. Ha! Nicht mit mir – und damit gefährde ich vielleicht den Erfolg unseres Auswanderungsprojekts. Drückt uns deshalb die Daumen – jetzt zeigt sich wirklich, ob man hier zu jeder Zeit wieder als Tellerwäscher einsteigen kann.
Die Zukunft sieht immerhin insofern rosig aus, als dass wir ganz viel Besuch erwarten! Noch drei Wochen haben wir ein leeres Gästezimmer, danach geben sich die verschiedenen Besuche praktisch bis Ende April die Klinke in die Hand – wir freuen uns!! 😀